Die Lebensgemeinschaft e.V. Sassen und Richthof
ANZAHL DER BEHINDERTEN BESCHÄFTIGTEN: 250
Die Lebensgemeinschaft bildet in den beiden Dörfern Sassen und Richthof ein modellhaftes, integratives Gemeinwesen.
Behinderte und nicht behinderte Menschen leben zusammen in Großfamilien, arbeiten gemeinsam in verschiedenen, zu den beiden Dörfern gehörenden Betrieben (WfbM) und helfen sich gegenseitig, entsprechend ihren individuellen Fähigkeiten, bei der Verwaltung und Gestaltung der Dorfgemeinschaften.
Wohnen
In einer Großfamilie leben in der Regel 8-12 behinderte Familienmitglieder zusammen mit den "Hauseltern"
ggf. deren Kindern und 1-2 Praktikanten/innen / Zivildienstleistenden. Jede Familie besorgt ihre Hauswirtschaft einschließlich der täglichen Mahlzeiten selbst. Jedes Familienmitglied trägt im Rahmen seiner Möglichkeiten dazu bei. Das Zusammenleben wird gemeinsam erübt, entwickelt und gestaltet. Dazu gehören Tischgespräche, Kultur und eine Atmosphäre in der man sich zu Hause fühlt. Verständnis, Rücksichtnahme und gegenseitige Hilfestellung entwickeln sich so durch langfristige, stabile soziale Beziehungen in besonderem Maße. Dieses Konzept wurde in der Lebensgemeinschaft Sassen und Richthof in den letzten dreißig Jahren erprobt und hat sich sehr bewährt.
Arbeit
Die Teilnahme am Berufsleben gehört zur Würde des Menschen. Diese Teilnahme zu ermöglichen, gehört zur Aufgabe der Gemeinschaft. Das Tätigsein zur Befriedigung der Bedürfnisse anderer Menschen ist der Sinn der Arbeit und schafft ein gesundes Selbstwertgefühl. In der Gemeinschaft versuchen wir für ein den Bedürfnissen angemessenes Einkommen des Einzelnen zu sorgen, unabhängig von seiner Leistungsfähigkeit. Jeder erhält, was er braucht.
Die WfbM gliedert sich in: Landwirtschaft, 2 Gemüsegärtnereien, Landschaftspflege, Bäckerei, Kupferwerkstatt, Kerzenwerkstatt, Korbflechterei, Färberei, 2 Webereien, 2 Schreinereien, 3 Keramikwerkstätten, 2 Dorfmeistereien, die Hauswirtschaften in den einzelnen Wohnhäusern, 2 Cafés und 1 Laden. Die einzelnen Betriebe beschäftigen durchschnittlich 12-15 behinderte Mitarbeiter. Die Landwirtschaft, Gärtnerei, Bäckerei und Schreinerei sind Ausbildungsbetriebe.
Gemeinschaftsbildung, Selbstverwaltung, Kunst und Kultur
Die Lebensgemeinschaft ist ein Modellversuch, durch Fortbildung, Pflege des Religiösen und der Kunst, Wege zu einer Form der Gemeinschaftsbildung zu finden, die möglichst alle ihre Mitglieder, ihren individuellen Fähigkeiten entsprechend, an der Verwaltung und Weiterentwicklung ihres Gemeinwesens beteiligt. Das Interesse an dieser Aufgabe sowie gegenseitiges Vertrauen und Engagement bilden die Voraussetzungen für das Gelingen und die zu erreichende Qualität.
Die Dorfversammlung ist Ort der Begegnung und Aussprache für alle Dorfbewohner. Die Gestaltung des Dorflebens, Berichte aus den Familien, Werkstätten und Kulturveranstaltungen, Wünsche, Vorschläge und Beschlüsse, Begrüßungen und Verabschiedungen, bilden jeden Monat die Inhalte dieses wichtigen und größten Dorfgremiums.
In der wöchentlichen gemeinsamen Konferenz der Mitarbeiter sind alle Familien, Werkstätten, die Therapeuten und die einzelnen Fachgruppen (Werkstatt,
Kfz, Kultur, Wirtschaft u.s.w.) vertreten. Hier erfolgen Information, Beratung und gemeinsame Beschlußfassung.
Chor, Orchester, Schauspiel, Eurythmie, Malerei und vielfältige Seminare zu menschenkundlichen, zeitgeschichtlichen, philosophischen und religiösen Themen, Gottesdienst und die Beschäftigung mit den Evangelien bilden die Grundlage für die Arbeit, die Stimmung und die Lebenshaltung aller Dorfbewohner.